Ungewöhnliche museale Präsentation archäologischer Funde vor über 100 Jahren
Als Mittelalterarchäologe in einem Museum ist man immer auf der Suche nach innovativen Ideen, wie man archäologische Funde spannend und didaktisch sinnvoll präsentieren kann. Schaut man in die Vergangenheit zurück, kann man mitunter ungewöhnliche Präsentationsformen finden, wie hier bei der Inszenierung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Funde von der Burg Ebernburg in Bad Münster am Stein-Ebernburg (Bad Kreuznach, in Rheinland-Pfalz).
Die Höhenburg
Im Jahr 1838 gelangte die Burgruine in den Besitz des Gutsbesitzers und Bürgermeisters Karl Günther, der sie im alten Stil wieder aufbauen ließ und ein Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude und eine Gaststätte errichtete. Sie diente ab 1849 auch als Ausflugsort.
Ende des 19. Jahrhunderts gestaltete man dort in einer Nische eine ungewöhnliche Präsentation „historischer Altertümer“ der auf der Burg gefundenen „Gegenstände aus der „Ritterzeit“, von der für Touristen sogar eine Postkarte (um 1905) herausgegeben wurde.
Rüstungsteile, Schlüssel, Ketten, Steingbügel, Dolche, Degen, Kanonenkugeln, Werkzeuge, Helme, ein Halsband, Lanzenspitzen und diverse andere Metallfunden finden sich bunt gemischt mit menschlichen Schädeln und diversen anderen Knochen. Die Funde stammen, soweit man das erkennen kann, aus dem 13./14. bis 19. Jahrhundert, einige dürften auch keine archäologischen Objekte sein, sondern u.a. Werkzeuge , die man noch in einer dunklen Ecke der Anlage entdeckt hatte.
Forschungsgeschichtlich schon interessant, wie man sich die „Ritterzeit“ damals vorstellte.
Die Art der Präsentation und die Auswahl der Objekte dürfte vor 100 Jahren sicherlich die Besucher beindruckt haben, vermutlich würde es das heute auch noch. Zum Glück findet man Derartiges zur Zeit nicht mehr.